Es sitz
t in mir wie ein Schimmelpilz. Ich kriege es nicht weg. Ich habe alles versucht. Ihn bekämpfen, ignorieren, übertünchen, er sitzt einfach da wie eine fette alte Kröte. Manchmal fühle ich ihn kaum, manchmal ist er sogar unsichtbar.
Aber ich weiss, sobald sich das Klima verändert, ziehen seine hässlichen schwarzen Flecken langsam über die Wände. Heimtückisch in der oberen Ecke fangen sie an. Zuerst denke ich es sei ein Spinnennetz, doch dann spüre ich, er ist wieder da. Schimmelt und stinkt und ich kann ihn nicht mehr verbergen. Er übertönt die Melodie der Freude und Zuversicht. Seine Ausläufer machen mich unsicher und verletzlich. Mein Selbstbewusstsein fällt in sich zusammen.
Meine Mitmenschen sehen den Pilz nicht, ausser ich lasse sie in mein Haus. Doch davor schrecke ich zurück. Niemand soll den Schimmelpilz in meinem Haus sehen. Was würden sie sonst von mir denken? Die Fassade ist blitzsauber, gepflegt, unversehrt. Aber im Innen überzieht der Schimmel die Wände, wie eine zerplatzte Eiterbeule. Immer nur kann ich einen Menschen so nah an mich heranlassen, bis er mich zuhause besuchen will.
Mit ein paar Ausweichmanövern kann ich das unvermeidliche hinauszögern. Ich schliesse die Räume mit dem Pilz. Zeige nur die schönen sauberen Plätze. Doch die Uhr tickt wie die Zeituhr einer Bombe. Wie viel Zeit bleibt mir noch? Ich fühle wie sich der Pilz in den geschlossenen Räumen ausbreitet. Die Türen bleiben zu, aber die Fragen häufen sich.
Was ist hinter diesen Türen, warum öffnest du sie nicht für mich. Versteckst du da eine Leiche? Der Druck nimmt zu. Eine Leiche? Nein, viel Schlimmer, so schlimm, dass es besser ist, du weisst es gar nicht. Denn wenn du es siehst, dann wirst du so angeekelt sein, dass du mein Haus verlässt und nie mehr wieder kommst.
Du wirst fragen, warum hast du es mir nicht gesagt? Ich hätte es doch verstanden. Bisher hat es keiner verstanden, warum denn du? Dieses Risiko gehe ich nicht ein. Doch der Schimmel breitet sich aus, weil ich keine Zeit habe, ihn zu beseitigen. Ich muss die offenen Räume so sauber wie möglich halten, um mein Gesicht zu wahren.
Mein Gesicht oder die Maske?
Ist mein wahres Gesicht von Schimmel überzogen? Die Scham lässt mich voller Panik in die geschlossenen Räume flüchten und ich schlage die Türe zu. Dort schaue ich in den Spiegel.
Auf meinem wahren Gesicht hat es keinen Schimmel, es sieht schön aus und traurig, denn ich habe gehört, wie du die Haustüre zugeschlagen hast.
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